Quelle: Heilbronner Stimme
von: Marie-Luise Schächtele
Neckarsulm Weil immer weniger Kinder schwimmen können, setzen sich die NSU-Schwimmer für mehr Schwimm-Unterricht in Schulen und Kitas ein. Die Resonanz ist positiv.
Rund 60 Fünftklässler schwimmen und kraulen am Donnerstagmorgen durch das Sportbad im Aquatoll – und das schon zur ersten Stunde. Vom Beckenrand aus beobachtet Stephanie Prost das Geschehen, passt auf, ob ihre Schüler im tiefen Wasser zurechtkommen. In drei gleich große Gruppen haben ihre zwei Kolleginnen und sie die Klassen unterteilt. In einer Gruppe sind die Anfänger. Unterstützt werden die Lehrerinnen von den Schwimmern der Neckarsulmer Sport-Union, die sich dafür einsetzen, dass mehr Kinder das Schwimmen erlernen.
„Brustschwimmen und Kraulschwimmen sollen die Schüler beherrschen“, sagt Prost. Seien sie darin sicher, bringe sie ihnen Rückenschwimmen und eine Wende bei. Prost ist auch Leistungssportlerin bei der NSU und hat als Trainerin bereits Fünf- bis Elfjährige fit gemacht.
Sportunterricht mit einer Schwimmtrainerin
Drei Stunden Sport haben Fünftklässler im Normalfall. Am ASG sind es vier Stunden, weil auch Schulleiter Marco Haaf dahinter ist, dass Schüler besser schwimmen können: Ganzjährig erhalten seine Fünftklässler zwei Stunden Schwimmen. „Die Vorkenntnisse werden immer heterogener“, sagt Haaf. „Der Anteil der Fünftklässler, die nicht schwimmen können, wird größer.“ An vielen Grundschulen gebe es gar keinen Schwimmunterricht mehr. Und im Kitabereich werde fast nirgends geschwommen.
Die Gründe: Schwimmhallen fehlen. Im nördlichen Landkreis etwa gibt es nur wenige Hallenbäder. Außerdem müssen Schulen dafür bezahlen, wenn sie mit ihren Klassen die Becken nutzen. Die Zusatz-Qualifikation als Schwimmlehrer müssten Sportlehrer sich zudem erwerben, und Schulen scheuten den Aufwand und das Geld, erklärt Hannes Vitense, Bundestrainer der NSU-Schwimmer.
Auch mit Kitas wollen die NSU-Sportler kooperieren
Seit mehreren Jahren bahnt sich zwischen Leistungssportlern und Schulen im Neckarsulmer Raum eine Partnerschaft an. Der Verein will das Schwimmen über die Kurse, die er selbst anbietet, hinaus in der Breite der Gesellschaft fördern. Vor gut einem Jahr befragte der Sportverein Grundschulen. Heraus kam, dass 93 Prozent der Schüler keine sicheren Schwimmer sind. Neben der Kooperation mit dem Albert-Schweitzer-Gymnasium bestehen bereits Verbindungen zur Amorbachschule, Johannes-Häußler-Schule und Wilhelm-Maier-Schule.
Die NSU kontaktiert weiterführende Schulen, Grundschulen und auch Kitas und bietet ihnen an, Sportlehrer fortzubilden oder den Unterricht mit Personal zu unterstützen. Die Schwimmer sind auch bereit, gemeinsam mit den Schulen nach Finanzierungstöpfen zu suchen, damit sie sich die Nutzung der Bäder leisten können.
Die NSU-Trainer Hannes Vitense und Christian Hirschmann „gehen auch mal zu den Schülern und geben ihnen Tipps“, sagt Lehrerin Stephanie Prost. Die Leistungssportler könnten den Kindern Techniken zeigen. „Hier gibt es viele Schwimmvorbilder“, sagt Vitense. Das könne die Kinder motivieren. An diesem Donnerstag ist das leicht: Neben den Fünftklässlern trainieren Leistungssportler, die das Gymnasium wegen des Sportprofils besuchen. Auch NSU-Profis kommen jeden Morgen ins Bad.